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Dürfen Zahnärzte Botulinumtoxin injizieren?

Die Injektion von Botulinumtoxin ist eine effektive Methode gegen das Zähneknirschen, welches auch als Bruxismus bezeichnet wird. Das Medikament kann außerhalb der bekannten Zulassungen unter dem sogenannten Off-Label-Use zur Faltenbehandlung genutzt werden.

Wirkungsmechanismus des Botulinumtoxins

Bei Botulinumtoxin handelt es sich um ein Neurotoxin, einen nervenaktiven Stoff, der in den Nerven vorrübergehend die Übertragung von Neurotransmittern blockiert. Hierzu kommt es aufgrund einer starken Anbindung von Botulinumtoxin an die Nervenendungen, wodurch diese blockiert werden und sich keine Impulse mehr auf die Muskelfasern übertragen lassen. Dies hat zur Folge, dass der Muskel sich nicht mehr bewegen kann und erschlafft.

Therapien mit Botulinumtoxin

Die Behandlung mit Botulinumtoxin kann bei verschiedenen Krankheitsbildern und ästhetischen Eingriffen zum Einsatz kommen. Dazu zählen Augenzittern, Schielen, Migräne, Schluckkrämpfe Muskel- bzw. Gefäßkrämpfe und eine übermäßige Schweißsekretion.

Die sympathetischen Nerven regulieren das Ausmaß der Schweißabsonderung, wobei Acetylcholin die Impulse an die Schweißdrüsen überträgt. Hier wirkt das Botulinumtoxin, um das vermehrte Schwitzen zu unterbinden. Dies hat zur Folge, dass die Übertragung der Nervenimpulse zu den Schweißdrüsen für etwa 3-6 Monate blockiert wird.

Darf ein Zahnarzt Botulinum injizieren?

Ob die Behandlung mit Botulinumtoxin von einem Zahnarzt durchgeführt werden darf, hängt davon ab, ob es sich bei dem Eingriff um die Ausübung der Heilkunde handelt. Sollte dies der Fall sein, so muss geklärt werden, ob diese Heilbehandlung in den Bereich der Zahnheilkunde fällt.

Zahnheilkundegesetz

Die Tätigkeit der Zahnheilkunde ist durch § 1 Abs. 3 Zahnheilkundegesetz (ZHG) definiert. Demnach ist die Ausübung durch die Feststellung und Behandlung von Zahn-, Mund- und Kieferkrankheiten festgelegt. Wenn Falten in weiter entfernten Regionen unterspritz werden sollen, wie an den Augen oder im Stirnbereich, so fallen diese Körperregionen nicht mehr in den Bereich der Zahnheilkunde und dürfen somit nicht vom Zahnarzt behandelt werden.

Botulinumtoxin in der Heilkunde

Der Begriff der Heilkunde ist durch das Heilpraktikergesetzt definiert und dient der Feststellung, Heilung oder Linderung von Schmerzen. Da die rein ästhetische Unterspritzung von Falten in erster Linie nicht diesen Leitsätzen entspricht, wurde hier der Begriff weiter ausgedehnt und umfasst zusätzlich Behandlungen die ärztlichen Fachkenntnisse vorrausetzten und gesundheitliche Schäden verursachen können. Die Behandlung mit Botulinumtoxin setzt anatomische Kenntnisse voraus und ist dementsprechend eine Heilbehandlung.

Nebenwirkungen

Die Behandlung mit Botulinumtoxin kann Nebenwirkungen mit sich führe, wie kleine Blutergüsse oder Funktionsstörungen von Nerven. Auch Allergien oder Überempfindlichkeiten, beispielsweise gegen das Medikament oder das Betäubungsmittel können auftreten.

Inhaltsverzeichnis

Literaturverzeichnis

  1. Artikel in DZW „Zahnarzt-verliert-Approbation-nach-Botoxbehandlungen” Tim Oehler
  2. Sommer, B., G. Sattler: Botulinumtoxin in der ästhetischen Medizin 2006 Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart
  3. S1-Leitlinien Definition und Therapie der primären Hyperhidrose der Deutschen
  4. Artikel Lex medicorum „Dürfen Zahnärzte Botox spritzen“ von 2011